Wie lang muss man in Madrid sein, bis man nicht mehr staunt?
Am Freitag habe ich mich in das hiesige Bibliothekswesen gestürzt und wurde nicht enttäuscht. Wer auch immer sich die öffentlichen Bibliotheken Madrids ausgedacht hat - der Person muss vom König ein Orden verliehen werden!
Da ist zunächst das Gebäude der Bibliothek in meinem Viertel: Siebenstöckig, modern und hell. Auf drei Stöcken gibt es Lesesäle, Computerräume und große Vortragshallen. Die anderen vier Ebenen sind den Büchern und anderen Medien vorbehalten. Es gibt viel wissenschaftliche Literatur aus allen Bereichen (in einer stinknormalen öffentlichen Bücherei!), natürlich normale Belletristik, aber auch Bücher in fremden Sprachen. Auf Deutsch habe ich neben Stefan Zweig auch Tommy Jauds "Vollidiot" gefunden. Die Kinder- und Jugendabteilung ist groß und gut bestückt, es gibt eine Riesenauswahl an Comics und Graphic Novels. Das beste ist jedoch die Etage, die den Künsten gewidmet ist. Da gibt es nicht nur Bücher, nein, da oben ist eine halbe Vidoethek und ein kleiner Musikladen. Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei.
Gestern war ein weiteres Mal das Museo Reina Sofia angesagt. Zusammen mit meiner Mitbewohnerin Paula machte ich mich auf den Weg, um Lena und drei weitere Mädchen zu treffen. Dieses Mal hatte ich meine Kamera dabei und konnte auch das umliegende Viertel festhalten. Auch der zweite Besuch des Museums hat sich gelohnt, schon allein, weil ich beim ersten Mal gar nicht alles gesehen habe.
Heute ging es auf den sonntäglichen Flohmarkt Madrids, den Rastro. Zum ersten Mal seit meiner Ankunft hat es geregnet, deswegen war es nicht gar so angenehm. Bald haben wir uns in die ansässigen Antiquitätenläden geflüchtet, die eher wie kleine Museen schienen. So viel Kram auf einen Haufen habe ich selten gesehen, neben Fotografien von 1880 war ein Ständer mit Kleidung aus den 1960er Jahren, dahinter Bildbände aus allen Epochen. Man kann dort seine ganze Wohnung mit Raritäten einrichten - vorrausgesetzt, man hat das nötige Kleingeld, denn billig waren die Sachen nicht.
Bald hatten Lena und ich uns eine Pause verdient, aber ein Café zu finden, dessen Boden nicht voller Zigarettenstummel, Papierservietten und Essensresten ist, gestaltet sich in Madrid schwierig. Zum Glück haben wir ein sehr schönes Café gefunden, in dem wir unsere müden Füße bei einem leckeren frisch gepressten Feigen-Mango-Saft ausruhen konnten. Da wir beide nichts zu tun hatten, machten wir einen ausgedehnten Spaziergang und gelangten an Ecken, die wir noch nicht kannten. Plötzlich standen wir auf der Plaza Mayor und wussten wieder nicht, wohin mit unserem Staunen. Ein Platz, mindestens so groß wie ein Fußballfeld, völlig von Gebäuden umgeben, nur wenige Gassen führen dort hin. Wir konnten noch einem kleinen Konzert eines Musikkorps beiwohnen bevor wir uns weiter aufmachten und schließlich ungeplant vor der Kathedrale und dem königlichen Palast landeten. Beide sind groß, stehen aber frei und erscheinen dadurch nicht erdrückend. Der König lebt umgeben von herrlichen Gärten, die der Öffentlichkeit zugänglich sind und gut gepflegt werden. Ein grüner Flecken zum Ausruhen ist hier immer zu finden.
Madrid erstaunt mich immer wieder.
Hier muss man sich die neuesten Filme nicht selber aus dem Internet laden - "Wall-E" oder bald sicherlich auch "Vicky Christina Barcelona" kann man für 3 Euro auf DVD bei den netten Menschen kaufen, die an jeder Ecke oder in den Metrostationen stehen
Zum Abschluss noch ein amüsanter Programmhinweis auf Englisch: Hillary Clinton und Sarah Palin halten eine gemeinsame Rede
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