Mein Semester in Illinois in Wort und Bild

Sonntag, 11. September 2011

We are EIU!

Die erste Woche an der Uni war vollgepackt mit Aktivitäten. Neben den Informationsveranstaltungen des Büros für internationale Studenten gab es einige nette Zusammenkünfte und gemeinsames Essen, welches meist von unterschiedlichen Kirchengemeinden ausgerichtet wurde. Die allgemeine überbordende Freundlichkeit sowie der Wunsch, sich mit uns Internationalen zu unterhalten und uns die USA von ihrer besten Seite zu zeigen, haben mich dabei immer wieder positiv überrascht.

Das Hauptgebäude der Uni, "Old Main", bei Nacht.
 
Am ersten Freitag gab es eine Großveranstaltung für alle Neuankömmlinge, egal ob aus dem Ausland oder den USA. Die große Basketballhalle mit Sitzmöglichkeiten für 5.400 Leute war gut besucht. Neben relativ uninteressanten Reden war das Einüben des „EIU-Cheers“ ein merkwürdiges Glanzlicht. Vom Präsidenten wurden alle Anwesenden dazu aufgefordert, sich verbal mit ihrer neuen Uni zu identifizieren und so laut wie möglich „We are EIU!“ zu brüllen. Er schaffte es tatsächlich, eine beträchtliche Zahl vor allem der Erstsemester zu motivieren. 

Am Nachmittag stand der große Fototermin auf dem Programm. Alle Neulinge wurden zum Footballstadion gebeten, um sich in Form der Universitätsinitialien auf die Tribüne zu setzen. Um ganz in Stimmung zu kommen, bekam jeder ein T-Shirt in der Schulfarbe Königsblau und mit dem Schulmaskottchen, einem Panther. Nebenbei hatte die Marching Band einen Auftritt – da fühlte ich mich gleich heimisch. Der Aufbau kann hier im Schnellverfahren bestaunt werden – im Hintergrund läuft übrigens die Unihymne. 

Wir warten brav darauf, unseren Platz im großen EIU einzunehmen. Man beachte die uniformen T-Shirts.
 
Meine ersten Erfahrungen mit der hiesigen Ausgeh- und Feierkultur konzentrierten sich direkt auf den selbigen Freitag. Da in der Weltmetropole Charleston schon um 1.00 Uhr morgens alle Bars schließen, muss man entsprechend früh mit dem Trinken beginnen und sich beeilen, um am Ende des Abends auch genügend Alkohol im Blut zu haben. Mir ist es ein Rätsel, wie das mit der hier als Bier verkauften Plörre geht, aber ich habe genug stark betrunkene Mitmenschen erlebt, um mich eines Besseren zu belehren lassen. Die vier Bars, die wir an diesem Abend besuchten, lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Downtown sind die Spelunken, in denen auch einige der nichtstudentischen Einwohner Charlestons auftauchen. „Uptown“, also in Uninähe, ist Disco Disco angesagt, komplett mit viel zu lauter schlechter Musik und enorm betrunkenen Studenten. Die Trinkkultur ist hier eine völlig andere als in Deutschland. Man trinkt, um sich am nächsten Morgen an nichts mehr erinnern zu können. Sich mit Freunden auf zwei, drei Biere oder einige Gläser Wein zu treffen ist weitgehend unbekannt. Ein gern wiederholter Spruch: „The best night you’ll never remember!“ Der Vollrausch gehört anscheinend zum guten Ton.

Neben Spaßveranstaltungen hat auch mein Studium angefangen. Der Arbeitsaufwand ist hierbei ziemlich hoch. Jede Woche habe ich etwa 200 Seiten zu lesen, dazu kommen unterschiedliche „Quizzes“, also Kurztest über die gelesenen Kapitel und Artikel, sowie Aufgaben. Ständig müssen Essays und Paper eingereicht werden. Wenn es Projekte gibt, wollen die Professoren sehen, wie weit wir während der Woche mit unserer Arbeit gekommen sind. Manchmal fühle ich mich wieder wie in der Schule. Alles ist wesentlich stärker auf die Praxis angelegt, wirkliches wissenschaftliches Arbeiten ist weniger gefragt. Für ein Semester ist es eine interessante Erfahrung, ich bin aber froh, das nicht immer zu haben. Dafür kann ich am Ende des Jahres wohl Porters Five Forces auch im Tiefschlaf analysieren. 

Ich bin gerade einen Monat hier, kann aber schon einen Besuch aus Deutschland verbuchen. Dörte war fünf Tage hier und hat mich mit ihrer Ferienstimmung  angesteckt. Das Wetter war gut, so dass wir viel auf dem Unigelände unter den Bäumen gelegen haben, zum Grillen eingeladen wurden und einen Ausflug zum hiesigen LakeCharleston machen konnten. Wir haben es gewagt, ihn zu Fuß aufzusuchen und wurden mit großem Staunen dafür gelobt, diese weite Strecke auf uns genommen zu haben. Immerhin waren wir über eine halbe Stunde unterwegs, um dort anzukommen! Schön ist es dort, im Herbst möchte ich noch mal hin. Dann ist der Wald um den See herum sicherlich noch um einiges schöner. Wir sind auch gemeinsam ins Stadtzentrum gelaufen und haben damit die Stadt in beinahe alle Richtungen ausgelotet. Wenn man Wert darauf legt, einmal quer durchzulaufen, dauert es vermutlich etwa eine Stunde. Platz ist hier wahrlich keine Mangelware, da sind die Grundstücke entsprechend groß und alles zieht sich.

Eine seltsame Frucht, die Dörte und ich bei unserem Ausflug zum See gefunden haben. Sachdienliche Hinweise dazu, welcher Baum so etwas fallen lässt, bitte an mich.
 
Nach dem urlaubsähnlichen letzten Wochenende steht nun wieder viel Arbeit auf dem Programm, aber ich bin ja nicht zum Spaß hier. Da ist noch nicht mal Zeit für Shopping – es ist kaum zu glauben, aber ich war bisher nur Lebensmittel einkaufen. Der liebsten amerikanischen Freizeitbeschäftigung bin ich also noch nicht nachgegangen. Sobald sich das ändert, werde ich natürlich ausführlich berichten. Bis dahin überlasse ich euch den unglaublich innovativen Text der Schulhymne, der gerne zum obigen Video mitgesungen werden kann.

We are loyal EIU, we're loyal and true -
'though the odds be great or small
we'll still be cheering you (rah! rah!)
so fight you Panthers for the glory of our dear name
fight on for Eastern, come on you Panthers win this game!

2 Kommentare:

Anonymous DrDee meinte...

Sehr interessante Frucht die du da gefunden hast. Hier mein Sachdienlicher Hinweis:
Die Frucht stammt von einem Milchorangenbaum im Englischen als Osage Orange bekannt. Der englische Name kommt von einem Indianerstamm der aus den Ästen Bögen herstellte. Ursprünglich nur in der Ecke Oklahoma, Arkansas, Texas verbreitet, kam es bald zu einem Osage Orange Boom, als die frühen Farmer die vorzügliche Eignung als Hecke für Viehweiden erkannten (u.a. promoted von Thomas Jefferson). Als 1874 aber der Stacheldraht erfunden wurde, benutzte man das sehr harte und pilzresistente Holz ironischerweise als Zaunpfähle und Telegraphenmasten.

Quellen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Maclura_pomifera
http://mdc.mo.gov/conmag/1995/11/enduring-osage-orange?page=0,0

Es war zwar nicht explizit eine Belohnung ausgeschrieben, ich wäre dir aber, falls du noch einmal dort vorbei kommst, für ein Samenmitbringsel zu tiefem Dank verpflichtet ;)

23. November 2011 um 14:35

 
Blogger Christine meinte...

Samen könnten jetzt kompliziert werden, ist doch schon etwas her, dass die Teile von den Bäumen gefallen sind. Aber vielleicht lässt sich ja eine andere Belohnung finden - wie wär's mit was essbarem?

30. November 2011 um 09:43

 

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