Mein Semester in Illinois in Wort und Bild

Sonntag, 28. September 2008

Kino und Fiesta

Donnerstag abend habe ich mich das erste Mal in ein spanisches Kino getraut, um "Wall-E" zu schauen. Anfangs hatten Lena und ich das Kino komplett für uns, da Spanier ja grundsätzlich etwas später kommen. Ein sehr seltsames Gefühl, allein in einem so großen Saal zu sitzen. Die Werbung ging sehr schnell vorbei, kein Vergleich zu dem halstündigen Marathon, den man in Deutschland über sich ergehen lassen muss. Die Kürze des Werbeblocks hat mich erstaunt, immerhin ist das Fernsehen da wesentlich weniger zurückhaltend. Da dauern die Werbeblocks mindestens 10 Minuten und alle gefühlte 20 Minuten gibt es einen neuen.

Der Film war eine gute Wahl - es wurde sehr wenig gesprochen, und das Gesprochene war deutlich und in einfachen Worten, immerhin ist es ein Kinderfilm. So habe ich alles verstanden und konnte der Handlung folgen. Das war bei dem Film, den wir am Freitag zum Abschluss in unserer Spanischklasse geschaut haben, schon anders. "Volver" ist sehr kompliziert, zudem sprechen die Schauspieler teilweise äußerst schnoddrig. Ohne Untertitel wäre ich verloren gewesen. Aber immerhin habe ich jetzt einen spanischen Film, der auch noch in Madrid spielt, gesehen. Die Buslinien und Namen der Metrostationen kannte ich - an einigen bin ich auch schon aus- oder umgestiegen.

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Donnerstag, 25. September 2008

Spanien verträgt keinen Regen

Die ganze Woche schon regnet es in Teilen Spaniens wie aus Kübeln, insbesondere Valenzia ist betroffen. Die Bilder, die in den Zeitungen und Nachrichten zu finden sind, erinnern stark an die Flut 2002 in Deutschland: Straßen verwandeln sich in reißende Flüsse, Häuser laufen voll Wasser. Es gab sogar schon zwei Tote.

Ein Carrefour in Valencia (Bildquelle: elpais.com)
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Sonntag, 21. September 2008

Wie lang muss man in Madrid sein, bis man nicht mehr staunt?

Am Freitag habe ich mich in das hiesige Bibliothekswesen gestürzt und wurde nicht enttäuscht. Wer auch immer sich die öffentlichen Bibliotheken Madrids ausgedacht hat - der Person muss vom König ein Orden verliehen werden!

Da ist zunächst das Gebäude der Bibliothek in meinem Viertel: Siebenstöckig, modern und hell. Auf drei Stöcken gibt es Lesesäle, Computerräume und große Vortragshallen. Die anderen vier Ebenen sind den Büchern und anderen Medien vorbehalten. Es gibt viel wissenschaftliche Literatur aus allen Bereichen (in einer stinknormalen öffentlichen Bücherei!), natürlich normale Belletristik, aber auch Bücher in fremden Sprachen. Auf Deutsch habe ich neben Stefan Zweig auch Tommy Jauds "Vollidiot" gefunden. Die Kinder- und Jugendabteilung ist groß und gut bestückt, es gibt eine Riesenauswahl an Comics und Graphic Novels. Das beste ist jedoch die Etage, die den Künsten gewidmet ist. Da gibt es nicht nur Bücher, nein, da oben ist eine halbe Vidoethek und ein kleiner Musikladen. Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei.

Einer der beiden Eingänge des Museo Reina Sofia mit schicken Glasaufzügen
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Freitag, 19. September 2008

Die Frau, die niemals lachte

Am Dienstag hat unser Sprachkurs begonnen - oder das, was man so nennt. Unsere Lehrerin, María, scheint mit sich, ihrem Beruf und der Welt unzufrieden. Ihr auch nur die leiseste Spur eines Lächelns zu entlocken ist ein Ding der Unmöglichkeit. Zudem nimmt sie uns Erasmus-Studenten nicht richtig ernst. Am ersten Tag kam sie 45 Minuten zu spät und sagte nur: "Oh, hab ich euch nicht gesagt, wir fangen eine halbe Stunde später an?" Nein, hatte sie nicht, aber so waren immerhin alle vor ihr da. Auch am Mittwoch sah es nicht viel besser aus, da war sie eine halbe Stunde zu spät. Gestern waren es nur noch 15 Minuten, und heute saß sie sogar schon im Raum, als wir kamen. Sie steigert sich also, je länger die Woche dauert.

Abgesehen von ihrer Verspätung ist ihr "Unterricht" eine Katastrophe. Partnerarbeiten sind ihre bevorzugte Arbeitsmethode, da sie dann nichts tun muss. Grammatikübungen sind bei uns Fehlanzeige, wir machen so lustige Dinge wie "Finde heraus, was für ein Sternzeichen dein Partner ist!" oder lernen Vokabeln, die mit Kriminlität zusammenhängen. Ob uns das im Leben weiterhilft, sei dahingestellt, dafür weiß ich jetzt, dass ein "gamberro" ein Halbstarker ist und im Wörterbuch direkt unter "gambas" steht. Nun gut, die erste Woche ist rum, die andere werde ich auch überlegen. Viel interessanter ist es sowieso, jeden Tag mehr Leute zu sehen, mit ihnen auf Deutsch-Englisch-Spanisch-Französisch zu radebrechen und sich über das Leben als Erasmus-Student auszutauschen.

Gestern abend war ein großes Treffen aller Erasmus-Studenten meiner Universität, zunächst im Parque del Retiro. Danach ging es in "Kleingruppen" (unsere bestand aus etwa 25 Leuten) zum Essen weiter. Neben den anderen Erasmussern waren auch die spanischen Tutoren da, die sich um uns gekümmert haben. Die Gruppe, in der Lena und ich gelandet sind, bestand fast nur aus Italienern - das hat man auch sehr schnell an ihrer Lautstärke erkannt. Zudem sind sie äußerst expressive Menschen. Auch ihnen unbekannte Menschen werden gerne mit Küsschen links und rechts überschüttet und erdrückt.

Auf dem Weg haben wir uns noch mal geteilt, damit wir die Restaurants nicht überrennen. Ich bin in einer Art Tapas-Bar gelandet. Dort haben wir uns zu fünft eine Tortilla geteilt, dazu haben wir uns einen Teller Serrano-Schinken bestellt, der frisch vom Schenkel kam. In Spanien ist es ganz normal, das Bein eines Schweins in der Küche oder auf der Theke einer Bar zu sehen.

Der Huf ist am Schinken auch noch dran - ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick

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Montag, 15. September 2008

Was sind "bichos" und was machen sie in Lenas Bett?

Die Frage hat Lena und mich die letzten Tage umgetrieben, aber dazu später mehr...

Samstag haben wir uns das erste Mal in die Altstadt getraut und hatten auch eine Kamera dabei - Beweisfotos gibt's bei Lena. Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hingucken sollten - überall war es wunderschön. Beim Staunen haben wir neben dem Sprechen auch mal das Laufen vergessen. Der Paseo del Prado ist eine riesige Prachtstraße in der Mitte Madrids, an der auch das gleichnamige Museum liegt. Da war uns die Schlange allerdings zu lang, außerdem kostet es Eintritt. Als arme Studenten müssen wir uns natürlich so billig wie möglich durschlagen und sind ins Museo Reina Sofía gegangen - mein schlauer Reiseführer wusste, dass am Samstag ab 14.30 Uhr der Eintritt frei ist. Das haben wir ausgenutzt und uns dort neben Picassos Guernica insbesondere die Sonderausstellung "máquinas&almas" (Maschinen&Seelen) angeschaut. Da konnte man selber an einem PC lustige Dinge malen, aber das haben wir leider nicht ganz so gut hinbekommen. Die richtig tollen Sachen wurden direkt vor Ort auf DIN A 0 ausgedruckt und aufgehängt, da konnten wir uns nicht zu zählen.

In Madrid gibt es in der Metro nicht nur Getränke und Süßigkeiten aus dem Automaten, sondern auch Bücher!

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Samstag, 13. September 2008

Endlich da

Jetzt bin ich schon seit drei Tagen in Madrid, wirklich angekommen bin ich aber erst gestern - nachdem ich nach zwei anstrengenden Tagen auf Wohnungssuche ein tolles Zimmer gefunden habe. Meist sind Lena und ich zusammen losgezogen und haben uns bei den Terminen des jeweils anderen als neutraler Beobachter eingeschlichen. Mit der Beobachterfunktion kommen wir beide auf etwa 12 Wohnungen in zwei Tagen. Würden wir Kilometergeld für Fußwege und Metro-, Bus- und Renfefahrten bekommen, wir bräuchten uns um unsere Finanzen keine Sorgen zu machen. Was wir bei der Suche alles gesehen haben ist teilweise bar jeder Beschreibung.

Das Highlight war gestern eine Wohnung, die Lena im Zentrum gefunden hatte. Die Lage war optimal, direkt in der Altstadt, Einkaufsmöglichkeiten um die Ecke und alles sehr schön. Vor der Tür standen schon drei andere Leute, die auch gucken wollten. Aber die Wohnung... Wie Menschen in so einem Loch hausen können, ist mir völlig unverständlich. Die Zimmer waren alle "interior", es gab also keine Fenster. Die Wohnung war kaum beleuchtet, die Möbel alt und abgewetzt, die Wände hätten auch gut einen neuen Anstrich vertragen können. Wir wurden fast geblendet, als wir aus der dunklen Höhle auf die helle Straße gegangen sind. (Ironischerweise, wie Lena feststellte, lag die Wohnung ganz in der Nähe von der Metrostation Sol...) Die Zimmer waren so klein, dass neben das Bett nichts mehr passte, bewegen konnte man sich in den Räumen praktisch nicht. Auch die anderen Interessenten schienen wenig begeistert.

Schlussendlich sind wir aber beide gut untergekommen. Ich wohne bei einer Familie mit zwei kleinen Kindern, die auch noch eine andere Erasmus-Studentin aus Brüssel aufgenommen haben. Die Wohnung ist frisch renoviert, mein Zimmer ganz neu eingerichtet. Die Familie war super nett, heute kaufen sie noch die restlichen Möbel, damit ich morgen einziehen kann. Das Barrio ist ein ruhiges Wohnviertel mit vielen älteren Leuten, aber auch jungen Familien so wie meine Vermieter, und liegt schön zentral.

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Dienstag, 9. September 2008

Abflug

Wie ihr sicherlich wisst, werde ich das nächste Semester in Spanien studieren. Morgen geht es für mich los nach Madrid. Anstatt Rundmails zu schicken, die dann sowieso keiner liest, habe ich mich auf einen Blog verlegt - den Link habt ihr ja jetzt, dann könnt ihr euch den anschauen, wann ihr wollt. Und das Einbauen von Fotos in den Text ist wesentlich einfacher als bei Mails.

Ich halte euch natürlich auch gerne per eMail auf dem Laufenden, wenn ich neue Fotos hochgeladen oder etwas geschrieben habe. Sagt mir einfach per eMail Bescheid, wenn ich euch in den Verteiler aufnehmen soll.

Liebe Grüße (noch aus Deutschland)

Christine